Geschichte

Die Kirche auf dem Lienberg (Lindenberg, Anm.) in ihrer heutigen Form wurde um 1400 von dem Kirchberger   Adeligen Ortolph von Ofenpeck gestiftet. Der Stifter hat sich mit seinen Söhnen vor dem hl. Wolfgang kniend am Nordportal verewigt. Oberhalb der Skulpturen ist ein Spruchband zu finden mit der Inschrift: "Jörg von Straubing hat das gemacht 1421". Damit hat sich der Steinmetz Jörg Probst von Straubing aus der Landshuter Bauhütte verewigt, der mit der Erneuerung des nördlichen Seitenschiffes den Kirchenneubau vollendete. Der Anlassfall für diesen Votivbau liegt bis heute im Dunkeln. Ebenfalls gibt es keine Hinweise, dass die Wolfgangskirche als Begräbnisstätte für die Ofenpecks diente.

Die erste urkundliche Erwähnung der Wolfgangskirche verdanken wir einem Streitfall. Ortolph von Ofenpeck geriet mit dem Kirchberger Pfarrer Georg Nößler über das Opfergeld von St. Wolfgang in Streit. Heinrich von Kranichberg wurde als Schiedsrichter angerufen und legte den Disput bei. In einer diesbezüglichen Urkunde vom 27. Juli 1404 wird festgehalten, dass Ortolph von Ofenpeck die Wolfgangskirche "von newnding gepawt" hat und dass die Herren von Kranichberg Lehensherren über St. Wolfgang sind.

Der gotische Bau mit seinen beachtlichen Ausmaßen (31,5 m lang, 31 m breit,  16,5 m Innenhöhe, 50 m hoher Turm) gliedert sich in den Hauptchor, der zweijochig mit 5/8 Schluss und Diogonalrippengewölbe ausgeführt ist. Ein Triumphbogen trennt den Chor vom Langhaus, das ursprünglich aus zwei Schiffen und drei Jochen bestanden hat und von zwei mächtigen Pfeilern getragen wurde: einem Mittelpfeiler und einem aus der Westempore aufsteigenden Pfeiler. Die Empore mit Kreuzrippengewölbe schließt das Langhaus im Westen ab. An Nord- und Südseite befinden sich zwei große Rundfenster. Das nördliche Seitenschiff  besteht aus einem einschiffigen Chor mit 5/8 Schluss, dem sich ein Joch mit Sterngewölbe und zwei weitere sternrippengewölbte Joche anschließen. Das Nordportal mit dem Stifterrelief ist zweifahl gekehlt (Kehle-Birnstab-Kehle). Beim Westportal handelt sich um ein fünffach gekehltes Spitzbogenportal (von innen: Kehle-Rundstab-Kehle-Birnstab-Kehle-Rundstab-Kehle-Birnstab-Kehle) mit einem Tympanonrelief, die Heiligen Wolfgang, Florian und Georg darstellend. „meister michel“, Michael Goldberger, ein Wiener Neustädter Baumeister hat seine Mitwirkung beim Kirchenbau ebenfalls im Tympanon dokumentiert.

Der heilige Wolfgang war im 15. Jahrhundert ein beliebter Heiliger; so kam es auch, dass zahlreiche Personen Stiftungen und Messen zugunsten der Wolfgangskirche verfügten. Wolfgang ist Patron von Bayern und Regensburg, der Hirten, Schiffer, Holzarbeiter Köhler, Zimmerleute Bildhauer, unschuldig Gefangener und des Viehs. Er wird angerufen bei Schlaganfällen, Gicht, Lähmung, Fußleiden, Ruhr, Hauterkrankungen, Hautentzündungen, Blutfluss, Augenkrankheiten, Unfruchtbarkeit und Missgeburt. Sankt Wolfgang auf dem Lienberg erlangte als Wallfahrtort überregionale Bekanntheit und war daher für den jeweiligen Patronatsherren wirtschaftlich interessant, wie langwierige Prozesse um die Einnahmen aus der „Kirchtagsbehütung“ bezeugen (siehe oben). Ein Ablassbrief Papst Alexanders VI. vom 8. Oktober 1500 unterstrich die Bedeutung der Wolfgangskirche zur damaligen Zeit. Während der Zeit der Türkeneinfälle 1529 und 1683 diente wohl auch die befestigte Wolfgangskirche als Zufluchtsort für die Bevölkerung.

Im 18. Jahrhundert hatte die Wallfahrtskirche nichts an Attraktivität verloren: 24 Prozessionen mit über 1000 Personen zum Dreifaltigkeitssonntag gaben ein weithin sichtbares Zeichen der Frömmigkeit in der Region ab.
Neben einer Unzahl von Fresken auf den Innen- und Außenmauern bestand eine prächtige Inneneinrichtung, über die eine Inventur aus dem Jahr 1756 Auskunft gibt: 6 Altäre (den Hochaltar zur Heiligen Dreifaltigkeit, der 1710 von Maria Berchtold aus Edlitz gestiftet wurde, und 5 Seitenaltäre: des hl. Wolfgang, des hl. Thomas, des hl. Florian, des hl. Augustin und des hl. Georg), 2 Glocken im Turm und eine Orgel. Noch 1756 erhielt die Kirche aus dem Vermögen der Wolfgangszeche einen neuen Dachstuhl und einen Turm mit einer barocken Blechkuppel, der auf dem gotischen Bau doch sehr fremd gewirkt haben muss. Die Wolfgangskirche mit barockem Turm ist auf einem Votivbild, das in der Kirche in St. Corona hängt, dargestellt.

1782 traf  die Kirche, die sich damals in einem sehr guten Bauzustand befand, ebenso wie das Kloster, der Schließungsbefehl Kaiser Josefs II.
Die Kirche wurde exekriert, die Einrichtung in alle Winde zerstreut. So kamen der Hochaltar, die Monstranz, die Orgel, ein barockes Wolfgangsbild und zwei Glocken nach Trattenbach und die Wolfgangsstatue in eine Bauernkapelle nach Otterthal.

Der Dachstuhl fiel der im Lande hohen „Dachsteuer“ zum Opfer und wurde abgetragen, die Kirchenruine ging ebenso wie das Kloster in den Besitz des Freiherrn von Mitis über. Das Fest am Dreifaltigkeitssonntag, mit Umzug und anschließendem Kirtag, wurde nach Trattenbach verlegt.
Die Gewölbe der Kirche hielten den Abbruchversuchen vorerst stand und stürzten erst nach Sprengung der Mittelsäulen, die 1796 durch einen Pioniertrupp erfolgte, ein.
Die Kirche stand nun mehr als ein halbes Jahrhundert als Ruine über dem Ort, die Sakristei wurde als Wohnraum benutzt, ein kleines Wirtschaftsgebäude angebaut.

Erst 1859 wurde unter Pfarrer Wiestner mit dem Wiederaufbau der Kirche begonnen. Zuerst wurden die Gewölbe im Presbyterium und im Nordschiff wiederhergestellt, mit einem Dachstuhl versehen und mit Schindeln eingedeckt. Aus der Kapelle des aufgelassenen Versorgungshauses St. Marx in Wien wurden verschiedene Einrichtungsgegenstände erworben, so ein Beichtstuhl, zwanzig Kirchenstühle und verschiedene Skulpturen, darunter eine Dreifaltigkeitsstatue, eine Statue des gefesselten Heilands, der sogenannte "Blaue Herrgott", die einzige Skulptur, die den Brand von 1918 überleben sollte. Eine Kopie des Mariazeller Gandenbildes, das über dem Tabernakel des Altars angebracht wurde, stammte ebenfalls aus St. Marx. Den Altar selbst ließ Wiestner vom Wiener Bildhauer Josef Schreiner im neugotischen Stil anfertigen.
Die Kosten allein für die Bauarbeiten betrugen ca. 1500 Gulden. 500 Gulden spendete Kaiser Franz Joseph, der Rest wurde durch Spenden anderer hochgestellter Persönlichkeiten, sowie der Bevölkerung Kichbergs, aber auch der Nachbarorte, aufgebracht. Am 5. Oktober 1862 wurde die Kirche von Kanonikus Stöger aus Wien eingeweiht, obwohl das Hauptschiff noch ohne Dach war. Es wurde erst 1868 mit einer provisorischen Holzdecke und einem Dachstuhl versehen, der mit Holzschindeln eingedeckt wurde. 1884 wurde auf Anregung des damaligen Kooperators Schnetzinger ein neuer Marienaltar angeschafft, der vom Gmundner Holzbildhauer Josef Untersberger im neugotischen Stil geschaffen wurde. Er wurde im Nordschiff aufgestellt.

Am 6. April 1918 schlug ein Blitz in den Turm, die Kirche brannte vollständig aus und war damit zum zweitenmal zur Ruine geworden.

Universitätsprofessor Prälat Dr. Leopold Krebs, der von 1900-1902 Kaplan in Kirchberg gewesen war und die Verbindung zu diesem Ort nie verlor, initiierte den raschen, abermaligen Wiederaufbau der Kirche, der unter großer Mithilfe vieler Spender auch gelang. Bis 1925 waren Turm und Dach erneuert. Dr. Krebs war rastlos bemüht eine neue Inneneinrichtung aufzutreiben, die größtenteils aus aufgelassenen Kirchen und Depots zusammengetragen wurde. 1937 schenkte der Bischof von Regensburg der Wolfgangskirche Reliquien des hl. Wolfgang. Sie wurden von Kardinal Innitzer feierlich übertragen, 1952 jedoch samt der gotischen Monstranz gestohlen.

Auf Initiative von Pfarrer Schober wurde 1971 der Verein "Freunde der Wolfgangskirche" gegründet, der seither bemüht ist, mit Hilfe von Spenden und Mitgliedsbeiträgen die Wolfgangskirche zu sanieren und zu erhalten.

(red)

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